21. Februar 2019
Internationaler Tag der Muttersprache
im
Internationalen Jahr der indigenen Sprachen
Am 21. Februar 1952 erschossen Polizisten in der Universität von Dhaka (Ostbengalen), der Hauptstadt des heutigen Bangladesch, mehrere protestierende Studenten. Diese Studenten hatten für die Anerkennung ihrer Muttersprache Bengali (Bangla / বাংলা ভাষা / bn) protestiert, die die damaligen Machthaber zugunsten einer "größeren" Sprache abschaffen wollten.
Dies sind Dinge, die sich fortwährend in unterschiedlichen Formen wiederholen, auf der ganzen Erde, in der ganzen Geschichte. Nicht nur in Asien und in vielen europäischen Ländern, mehr noch auf vielen anderen Kontinenten in Bezug auf die indigenen Sprachen, den Sprachen der Ureinwohner. Dies geschieht meist dadurch, dass die Verwendung einer anderen Sprache - oft der englischen - von einer wirtschaftlichen, politischen, oder militärischen staatlichen Großmacht durchgesetzt oder aufgezwungen wird, um ihre eigene Position in der Welt zu stärken - sehr zum Nachteil der regionalen Muttersprachen. "Ich bin hier der Stärkere, also schweigt, oder redet meine Sprache, wenn ihr schon reden müsst."
Dies führt über kurz oder lang zum Verschwinden bzw. Aussterben von Sprachen, und dazu, dass ganze Völker ihren großen intellektuellen Reichtum verlieren - wovor auch viele Sprachwissenschaftler warnen, und worauf vor allem auch 2019 die UN und die UNESCO hinweisen. In einer Botschaft an den Esperanto-Weltbund im Jahre 2018 sagte Audrey Azoulay, die Generaldirektorin der UNESCO: "Wir müssen die Sprachen, vor allem die selteneren Sprachen, die indigenen Sprachen schützen, von denen derzeit alle zwei Wochen eine verschwindet - ein unersetzlicher Verlust für das Erbe der Menschheit. Wir müssen auch die Mehrsprachigkeit im Unterricht verteidigen, mithilfe einer adäquaten Politik in der Öffentlichkeit, aber auch im virtuellen Raum des Internets, damit die sprachliche und kulturelle Vielfalt aller Volksgruppen nicht verloren geht, damit jeder Mensch über seine Geschichte, seine Identität, lernen und aus dem symbolischen Quell seiner ursprünglichen Ethnie schöpfen kann." [1]
Neben der sozialen Ungerechtigkeit und den psychologischen Problemen, die aus dem Verlust der Anwendungsmöglichkeiten der Muttersprache herrühren, und der ungenügenden Erfahrung im Anwenden der aufgezwungenen Sprache, sind auch andere Faktoren zu bedenken: die biologische und die sprachliche Vielfalt sind untrennbar miteinander verbunden und voneinander abhängig. Aus dem Verlust der Sprachenvielfalt resultiert auch der Verlust des traditionellen Wissens, das für die Erhaltung der lokalen Biodiversität nötig ist. (Abschließende Erklärung, 64. UN-NGO-Konferenz, Bonn, 2011 [2], Terralingua [3])
Am 17. November 1999 erklärte die UNESCO den 21. Februar als den Internationalen Tag der Muttersprache. 2007 rief auf die Generalversammlung der Vereinten Nationen [4] die Mitgliedsstaaten dazu auf, "die Bewahrung und den Schutz aller Sprachen, die von den Völkern der Welt verwendet werden, voranzutreiben", und ernannte gleichzeitig das Jahr 2008 zum Internationalen Jahr der Sprachen. [5]
2014 veröffentlichte die UNESCO auf ihrer Webseite auch eine Esperanto-Version der Nachricht der Generaldirektorin Irina Bokova. [6]
Im Jahre 2016 nahm die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution an, die das Jahr 2019 zum Internationalen Jahr der indigenen Sprachen erklärte, basierend auf den Vorschlägen des Ständigen Forums für indigene Angelegenheiten (UNPFII / Foro Permanente / Постоянный форум / Instance Permanente). Damals teilte das Forum mit, das 40% der etwa 6700 Sprachen der Welt vom Aussterben bedroht seien. Da die Mehrheit dieser bedrohten Sprachen indigene Sprachen sind, sind auch die Kulturen und das Wissen der Sprecher ebenjener Sprachen bedroht. [7]
Und was hat Esperanto mit all dem zu tun? Die Kernaussage dieses Tages, die Vielfalt und das Recht eines jeden Menschen, seine oder ihre Muttersprache zu sprechen, sind auch Werte, die von der weltweiten Esperanto-Bewegung geteilt und verteidigt werden. Wir, die Esperantisten, wollen nicht, dass Sprachen verschwinden; wir wollen, dass alle Sprachen weiterexistieren, die Rechte aller Sprachen gewahrt werden und dass Gerechtigkeit bei der internationalen Kommunikation herrscht. Aus diesem Grunde feiert der Esperanto-Weltbund (Universala Esperanto-Asocio, UEA) diesen Tag, unter anderem, um zu unterstreichen, dass die internationale Sprache Esperanto die Sprachenvielfalt nicht bedroht, so wie das die Sprachen der großen Wirtschafts- und Militärmächte tun.
Tatsächlich schützt Esperanto sogar aktiv vor dem Verschwinden von Sprachen, wie dies auch Vigdís Finnbogadóttir (Präsidentin der Republik Island von 1980-1996) sagte: "Es wird Zeit, dass die unterschiedlichen Nationen verstehen, dass eine neutrale Sprache ein Bollwerk für ihre Kultur gegen den monopolistischen Einfluss von nur ein oder zwei Sprachen werden kann, wie das heute mehr und mehr deutlich wird. Ich hoffe wirklich, dass Esperanto sich schnell verbreitet, um allen Nationen dieser Welt zu helfen." [8]
Vielleicht taucht jetzt die Frage auf: "Warum ausgerechnet Esperanto?" Der Grund dafür ist einfach. Hinter Esperanto steht weder ein Staat, noch wirtschaftliche Interessen oder imperialistische Ziele, kein Volk, das die Auslöschung anderer Völker oder deren Sprachen anstrebt, auch nicht die Aneignung fremder Märkte. Hinter Esperanto stehen wohlwollende Menschen aus den unterschiedlichsten Völkern und Nationen, die Gerechtigkeit für alle Kulturen und alle Sprachen und den Frieden zwischen allen Völkern fordern.
"Für die internationale Zusammenarbeit, für indigenen Völker und für viele mehrsprachige Länder ist Esperanto eine gute Lösung." (Dr. Tove Skutnabb-Kangas [9])
"Die Rechte der Sprecher jeder Sprache zu stärken ist das Ziel, das sich Esperanto im Grunde gesetzt hat." (Prof. Robert Phillipson [10])
Esperanto dient dazu, eine gerechte Kommunikation schneller zu erreichen, und so auch gleichberechtigten Beziehungen zwischen den Ethnien, Kulturen und Völkern.
"Ich hoffe, dass Esperanto weiterhin diese zweiseitige Rolle erfüllt und damit die Diversität unterstützt und Einheit schafft." (Rita Izsák-Ndiaye, Sonderberichterstatterin der UNO [11])
Desweiteren erlaubt die Benutzung von Esperanto als Brückensprache in der internationalen Kommunikation die Gleichberechtigung und hilft allen, ihre eigenen Sprachen weiterleben zu lassen. Dies ist die deutliche Nachricht, die die Esperantosprecher der gesamten Welt am 21. Februar an alle Menschen der Erde überbringen wollen.
- Lernen Sie die internationale Sprache Esperanto kennen auf www.lernu.net! [12]
Informationsstelle des Esperanto-Weltbundes (Universala Esperanto-Asocio, UEA) [13]
Renato Corsetti, Stefano Keller, Peter Oliver, Emilio Cid, Vasil Kadifeli uvm.
Plakate: © Peter Oliver/UEA und Übersetzer aus verschiedenen Ländern.
www.linguistic-rights.org/21-02-2019 * Internationales Jahr der indigenen Sprachen 2019 (en, fr, es)
Aus dem Esperanto ins Deutsche übersetzte André Müller (Deutschland)
El esperanto en la germanan lingvon tradukis André Müller (Germanio)
Kontakte: Deutscher Esperanto-Bund e.V. / Deutsche Esperanto-Jugend e.V.
Katzbachstraße 25, 10965 Berlin, Deutschland
Esperanto in Deutschland | Deutscher Esperanto-Bund e.V. - Facebook
Deutsche Esperanto-Jugend - Facebook
Herzberg am Harz - la Esperanto-urbo | die Esperanto-Stadt
[1] http://www.linguistic-rights.org/unesco/#UNESCO_103aUK
[2] www.linguistic-rights.org/dokumento/Final_declaration_64th_UN_DPI_NGO_Conference_Bonn_2011_amendments_Universala_Esperanto_Asocio_UEA.pdf (Archivierte Kopie des UNO-Dokuments: PDF)
[3] www.terralingua.org/our-work/linguistic-diversity
[4] www.un.org/en/events/motherlanguageday
[5] 2008 - International Year of Languages | http://www.un.org/en/events/iyl/
[6] www.unesco.org/new/en/unesco/events/prizes-and-celebrations/celebrations/international-days/international-mother-language-day-2014 (Archivierte Kopie der UNESCO-Webseite: PDF)
[7] https://en.iyil2019.org/about/
[8] http://www.linguistic-rights.org/uea/Justa_Komunikado_Lingva_Justeco_Vigdis_FINNBOGADOTTIR_prezidento_de_la_Respubliko_Islando_1980_1996.pdf
[9] http://www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Dr-Tove-Skutnabb-Kangas-125-years-of-Esperanto.html
[10] www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Dr-Robert-Phillipson-Professor-emeritus-125-years-of-Esperanto.html
[11] www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Rita-Izsak-UN-independent-expert-on-minority-issues.html
[12] www.lernu.net
[13] Universala Esperanto-Asocio (UEA) - www.uea.org
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